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Briefe aus Leimen vor der
Deportation
Brief
aus Leimen vom
2.Januar 1939
Der Inhalt dieses Briefes wird untenstehend in Auszügen mit
den
wichtigsten Passagen wiedergegeben. Die Auslassungen sind mit "..."
gekennzeichnet.
Kurt Mayer schreibt in einem Brief aus Leimen an seine Geschwister in
Amerika am 2.Januar 1939:
„... Ihr könnt euch darauf verlassen, dass hoffen
zur Zeit
die größte Beschäftigung aller hiesigen
Juden ist.
Lieben Vaters großen Ausverkauf ist nun beendet und die
finanziellen Arbeiten erledigt. Vorige Woche war großes Geld
zahlen. Heute war ich mit liebem Vater im Garten, um unsere
Rebstöcke abzuschneiden, die jetzt nicht mehr angebaut werden
dürfen. … Freunde habe ich hier auch genug, obwohl
ich
weder zu jemand gehe, noch jemand anhalte. … Das
Besuchsvisum
habe ich Mal vorläufig fallen gelassen, wegen lieben Eltern
werde
ich noch diese Woche zur genauen Erkundigung nach Stuttgart fahren.
… Ich selbst habe mich außerdem bei der
Kinderverschickung
beworben und außerdem um ein Visum nach Bolivien. Beides ist
allerdings sehr unsicher. Mit meinem Besuchsvisum zu euch will ich auch
noch etwas warten und bin nun auf England gespannt. Bierigs Trudel hat
übrigens gestern bereits von dieser Dame die Zustimmung
für
ein Visum bekommen und so hoffe ich, dass es auch bei mir klappt. Ein
Kerl wie ich muss doch meiner Ansicht nach überall
durchkommen.
Zudem war mein Brief und Lebenslauf stilistisch ein Meisterwerk
moderner Briefschreibkunst und ich glaube der Erfolg wird nicht
ausbleiben. Den Blödsinn, den ich hier schreibe,
müsst ihr
euch wegdenken. … Die Feiertage haben wir der Zeit
entsprechend
im engsten Kreis mit unseren Hausbewohnern gefeiert. Zum Feiern war
aber weder Anlass noch Stimmung, bei mir wurde sogar durch den vorher
gegossenen Kognak der Glühwein kalt. ...“
In diesem Brief schreibt Kurt Mayer (s.o.): "Bierigs
Trudel hat
übrigens gestern bereits von dieser Dame die Zustimmung
für
ein Visum bekommen und so hoffe ich, dass es auch bei mir klappt."
Wir wissen heute, dass er tatsächlich ein Visum nach England
bekommen hat und 1939 zusammen mit Gertrud (Trudl) Bierig nach
England fliehen konnte. Gertrud Bierig stammte aus Nußloch
und
war neben Selma Bierig eine weitere Tochter von Karoline Bierig.
Gertrud Bierig
starb leider bereits 1942. Kurt Mayer ging nach dem Krieg 1947 nach
Amerika.
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